Als die Konica Auto-Reflex 1965 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war sie eine Sensation: eine der ersten Kleinbild-Spiegelreflexkamera der Welt mit automatischer Belichtungssteuerung. Damit war die Auto-Reflex ihrer Zeit weit voraus – andere Hersteller konnten diese Möglichkeit zum Teil ein Jahrzehnt später immer noch nicht bieten, bis Ende der 70er Jahre war die vollautomatische Belichtungssteuerung nicht selbstverständlich. Lediglich die Topcon Auto 100 war einige Monate früher mit automatischer Belichtungssteuerung erhältlich, die Topcon hatte anders als die Auto-Reflex sogar schon TTL-Messung (durch das Objektiv).
Die Auto-Reflex gab es in unterschiedlichen Ausführungen für verschiedene Märkte. Technisch sind diese Kameras identisch, lediglich die Beschriftungen unterscheiden sich.
In Japan wurde die Konica Auto-Reflex als Konica Autorex angeboten – die Autorex unterscheidet sich nur durch die Typen-Gravur am Prismengehäuse von der international angebotenen Konica Auto-Reflex.
In Deutschland wurde die Konica Auto-Reflex von Foto-Quelle unter der Foto-Quelle-Eigenmarke Revue vertrieben, diese Exemplare tragen die Typen-Gravur Revue Auto-Reflex auf dem Prismengehäuse. Auch die anderen Beschriftungen auf der Kamera sind angepasst, der An-/Ausschalter ist in Deutsch beschriftet statt in Englisch wie bei den anderen Versionen. Der Formatumschalter ist bei der Revue-Ausführung mit 18x24 und 24x36 beschriftet anstatt mit Half und Full. Der Override-Schalter am Verschlusszeitenrad ist bei der Revue-Ausführung lediglich mit einem Pfeil bezeichnet, das Wort Override fehlt hier. Die Revue-Kameras kamen mit 52 mm / F1,8 oder 57 mm / F1,4-Normalobjektiven, die im Gegensatz zu den anderen Versionen nur mit Hexanon (ohne Konica) beschriftet ist. Diese Objektivausführungen hatten nur eine metrische Entfernungsskala, keine in Fuß.
Die Auto-Reflex war die erste Konica-Spiegelreflexkamera mit dem neuen AR-Bajonett – allerdings noch nicht in seiner endgültigen Ausführung. Da die Auto-Reflex die Belichtungsmessung noch nicht durch das Objektiv vornimmt, musste die größte Blendenöffnung des Objektivs nicht mit dem Belichtungsmesser gekuppelt sein. Bei allen späteren Konica-Gehäusen außer der Auto-Reflex P, die keinen Belichtungsmesser hat, ist das aber der Fall, das Bajonett wurde daher ca. 1968 um eine entsprechende Kupplung ergänzt. Spätere Objektive mit dieser Kupplung können problemlos auch auf der Auto-Reflex eingesetzt werden, aber die für die Auto-Reflex hergestellten frühen Objektive können auf anderen Kameragehäusen im Automatikbetrieb nur nach einer entsprechenden Umarbeitung benutzt werden, da sonst der Belichtungsmesser keine sinnvollen Werte liefert. Weitere Informationen hierzu gibt es im Abschnitt über das AR-Bajonett auf der Objektivseite.
Die Auto-Reflex bietet eine ganz besondere Eigenschaft: Das verwendete Bildformat kann zwischen normalem 24 x 36 mm Kleinbildformat und dem Halbformat 24 x 18 mm umgeschaltet werden. Die Umstellung kann jederzeit erfolgen, auch mitten im Film – durch einfaches Umlegen eines Hebels. Das kleinere Format wird durch Einschwenken von zwei Blechen vor der Filmbühne erzielt. Der Weg des Filmtransports wird dabei entsprechend angepasst und das Zählwerk springt im Halbformat nur bei jedem zweiten Bild weiter. Die Begrenzung des Halbformatbildes wird im Sucher permanent durch zwei vertikale Linien auf der Mattscheibe angezeigt. Im Halbformat können bis zu 72 Aufnahmen auf einem normalen 36er Kleinbildfilm gemacht werden, durch das geringere Bildformat sind aber natürlich den möglichen Vergrößerungen engere Grenzen gesetzt. Die Halbformatbilder sind hochformatig, für querformatige Bilder muss die Kamera um 90° gedreht werden.
Beim Umschalten mitten im Film ist eine bestimmte Reihenfolge einzuhalten, um Überlappungen von Bildern zu vermeiden. Faustregel: der Filmtransport sollte immer mit dem größeren Format vorgenommen werden. Also bei Umstellung von Voll- auf Halbformat erst transportieren, dann umstellen – bei Umstellung von Halb- auf Vollformat erst umstellen, dann transportieren. Auf einigen Auto-Reflex-Exemplaren findet sich ein entsprechender Aufkleber. Wer sich bei seinem Fotohändler nicht unbeliebt machen möchte, sollte den Formatwechsel mitten im Film allerdings vermeiden, denn solche Filme mit wechselnden Bildformaten machen jede automatische Bearbeitung im Labor unmöglich. Bei Selbstentwicklung natürlich kein Problem.
Es gibt von Konica sogar ein speziell für das Halbformat entwickeltes Zoom-Objektiv, das Hexanon Zoom Lens Size 24x18 47-100 mm / 1:3,5. Dieses Objektiv deckt im Halbformat einen Bereich von leichtem bis mittlerem Teleobjektiv ab, der Bildwinkel im Halbformat entspricht ungefähr einem 65-135 mm-Objektiv im normalen Kleinbildformat. Für das volle Kleinbildformat kann das Objektiv nur eingeschränkt verwendet werden, der Bildkreis ist zu klein, die Ecken werden im vollen Format nicht bei allen Brennweiten ausgeleuchtet.
Wie alle ihre Nachfolger aus der Reihe der großen Autoreflex-Kameras ist die Auto-Reflex extrem robust gebaut und verträgt auch raue Behandlung klaglos. Der Copal-Metallschlitzverschluss arbeitet auch bei großer Kälte und nach langer Zeit zuverlässig. Als Kamera für den Alltagsgebrauch ist die Auto-Reflex heute trotzdem nicht mehr zu empfehlen – die Belichtungsmessung über einen externen Sensor ist besonders in schwierigen Lichtverhältnissen lange nicht so genau wie die in allen Nachfolgemodellen verwendete Belichtungsmessung durch das Objektiv (TTL-Messung), die Handhabung ist umständlicher und die Sucheranzeigen sind nicht so umfangreich wie bei späteren Konica-Spiegelreflexkameras. Außerdem fehlt aus heutiger Sicht der Zubehörschuh mit Blitzmittenkontakt, der Anschluss des Blitzgerätes über Kabel ist für Schnappschüsse recht umständlich – für anspruchsvolle Aufnahmen ist das Anbringen des Blitzgeräts auf der Kamera aber meistens sowieso nicht die erste Wahl.
Die Auto-Reflex ist eine gut ausgestattete Spiegelreflexkamera. Neben der Belichtungsautomatik mit Verschlusszeitenpriorität (Blendenautomatik) gibt es eine Abblendtaste für die Schärfentiefe-Beurteilung, ein recht helles Sucherbild, Selbstauslöser und Spiegelvorauslösung als Ausstattung.
Wie auch alle nachfolgenden großen Autoreflex-Kameras ist die Auto-Reflex in ihren Abmessungen recht ausladend und – vor allem für moderne Verhältnisse – ziemlich schwer. Der Copal-Metallschlitzverschluss ist recht laut, das Geräusch kann bei manchen Gelegenheiten schon mal stören.
Wie sehr viele Kameras aus dieser Epoche verwendet auch die Auto-Reflex Quecksilberoxidbatterien für den Belichtungsmesser (1x Typ PX625). Diese Batterien dürfen mittlerweile aus Umweltschutzgründen nicht mehr hergestellt werden und werden zunehmend rar. Der Verwendung von Silberoxidbatterien oder gar Alkalibatterien gleicher Baugröße (V625U) führt leider zu Fehlmessungen, da diese Batteriesorten andere Spannungen haben und der Belichtungsmesser auf eine korrekte Batteriespannung angewiesen ist. Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, wie man das Problem umgehen kann. Weitere Infos und Lösungsmöglichkeiten zum Thema Quecksilberoxidbatterien gibt es hier.
Eine ausführliche Übersicht über die technischen Daten und Ausstattungsmerkmale gibt es hier.
1968 wurde die Auto-Reflex von der neuentwickelten Autoreflex T abgelöst, der ersten Kleinbild-Spiegelreflexkamera in der Belichtungsmessung durch das Objektiv (TTL-Messung) kombiniert war mit vollautomatischer Belichtungssteuerung.
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