Das Problem | Batterietypen | Lösungsmöglichkeiten
Das Problem:
Sehr viele Kameras aus der Zeit zwischen Ende der 60er Jahre - mit dem Aufkommen der CdS- (Cadmiumsulfid-) Belichtungsmesser - und Anfang der 80er Jahre verwenden Quecksilberoxidbatterien. Diese Batterien haben den Vorteil, über die gesamte, sehr lange Lebensdauer eine sehr konstante Spannung von 1,35 V abzugeben, die am Ende der Lebensdauer recht plötzlich einbricht. Durch diese Charakteristik konnten sehr einfach aufgebaute und damit günstige Belichtungsmesser hergestellt werden, da keine aufwendigen und teuren Schaltkreise zum Ausgleich schwankender Batteriespannungen notwendig waren.
Mit dem Erstarken des Umweltschutzgedankens kam dieser Batterietyp aber ins Gerede, da Quecksilber stark giftig ist und sich in der Umwelt und vor allem in der Nahrungskette anreichert. Ende der 80er Jahre gab es mehrere internationale Abkommen, die zum Ziel hatten, die Verwendung von Quecksilber in allen möglichen Bereichen möglichst ganz abzuschaffen. Im Zuge dieser Umweltschutzregelungen wurde die Produktion von Quecksilberoxidbatterien im Laufe der 90er Jahre in fast allen Ländern verboten.
Da die Belichtungsmesser vieler älterer Kameras auf die für Quecksilberoxidbatterien typische Spannung von 1,35 V kalibriert sind, stellt das die Benutzer dieser Kameras zunehmend vor ein Problem - die Quecksilberoxidbatterien sind nicht mehr erhältlich und andere Batterien mit gleicher Baugröße aber anderer chemischer Zusammensetzung liefern abweichende Spannungen und führen dadurch zu Fehlmessungen, die mehrere Blendenstufen neben dem korrekten Wert liegen können.
Kameras modernerer Bauart, die über Ausgleichsschaltkreise verfügen, betrifft das nicht - aber es gibt eben auch noch Millionen älterer Kameras, die für die ausschließliche Verwendung von Quecksilberoxidbatterien konstruiert worden sind. Ob Ihre Kamera davon betroffen ist, können Sie eventuell durch einen Blick in die Bedienungsanleitung oder durch eine Suche im Internet klären.
Wenn Sie eine Konica-Spiegelreflexkamera aus der Zeit vor Einführung der elektronischen Kameras Ihr eigen nennen sind Sie davon aber höchstwahrscheinlich betroffen. Fast alle alten Autoreflex-Kameras bis zur Autoreflex T3N verwenden Quecksilber-Batterien des Typs PX675, die Auto-Reflex, Autoreflex TC und die Autoreflex T4 verwenden Quecksilberoxidbatterien des Typs PX625. Die belichtungsmesserlose Auto-Reflex P hat keine Batterie.
Kameras der Typen FS-1, FT-1 und TC-X verwenden Alkalibatterien des Typs AA oder AAA - je nach Ausführung. Die FC-1 verwendet die problemlos erhältlichen Silberoxidbatterien des Typs SR44 oder wahlweise die Alkalibatterien des Typs LR44, die FP-1 verwendet wahlweise eine Silberoxidbatterie des Typs 4SR44 (Eveready 544) oder eine Alkalibatterie des Typs 4LR44 (Eveready 537), mit all diesen Kameras gibt es also kein Problem.
Bei den Kameras der Typen F, FS, FSW und FP gibt es ebenfalls kein Problem - sie benötigen gar keine Batterie. Von den Kameras mit dem ersten »F«-Bajonett benötigt nur die FM Quecksilberoxidbatterien, eine des Typs PX13.
Batterietypen:
- Quecksilberoxidbatterien haben typischerweise eine Spannung von 1,35 V. Sie halten diese Spannung über die gesamte Lebensdauer relativ konstant und haben eine sehr lange Lebensdauer. Sie werden mittlerweile seit einigen Jahren nicht mehr produziert und sind zumindest in Westeuropa und Nordamerika kaum noch zu beschaffen.
- Silberoxidbatterien haben typischerweise eine Spannung von 1,55 V. Der Vorteil an diesen Batterien ist, dass sie ähnlich wie die Quecksilberoxidbatterien diese Spannung über die gesamte Lebensdauer relativ konstant halten und dass sie eine relativ lange Lebensdauer haben.
- Zink-Luft-Batterien z. B. für Hörgeräte haben eine ebenfalls über die Lebensdauer recht konstante Spannung von typischerweise 1,4 V. Das ist nahe genug an der Spannung von Quecksilberoxidbatterien, so dass Maßnahmen zur Anpassung der Kamera meistens unnötig sind. Vorteil ist der geringe Preis. Nachteilig ist jedoch zum einen die kurze Lebensdauer von ca. 2-3 Monaten unabhängig von der Nutzung. An den Batterien werden bei Inbetriebnahme Siegel entfernt, danach trocknen sie unweigerlich aus, auch wenn sie nicht benutzt werden. Ausserdem brauchen neue Zink-Luft-Batterien nach Inbetriebnahme recht lange - ca. eine halbe bis eine Stunde - bis sie sich auf die korrekte Spannung einstellen. In dieser Zeit können sie ebenfalls zu Fehlmessungen führen.
- Wein Cells aus dem Fotobedarf-Spezialhandel sind im Prinzip Zink-Luft-Batterien, die aber weniger Lüftungslöcher aufweisen als normale Hörgerätebatterien und dadurch eine längere Lebensdauer (ca. 6-12 Monate) erreichen, da sie nicht so schnell austrocknen. Sie bringen geringere Leistung als normale Zink-Luft-Batterien, die aber für Kameras ausreicht, da die Belichtungsmesser nur sehr wenig Strom brauchen. Nachteil der Wein Cells ist der sehr hohe Preis und die schwierige Beschaffung. Die lange Vorlaufzeit bei Inbetriebnahme, bis sich die Spannung eingependelt hat, ist genau wie bei normalen Zink-Luft-Batterien vorhanden.
- Alkalibatterien sind überall erhältlich und ziemlich günstig. Alkalibatterien haben aber eine Spannungskurve, die über die Lebensdauer kontinuierlich absinkt - die Anfangsspannung liegt bei ca. 1,5 V. Sie sind als Ersatz für Quecksilberoxidbatterien in alten Kameras ohne Ausgleichsschaltkreise unbrauchbar, da sie keine stabile Spannung liefern - diese veränderliche Spannung kann nicht durch Einstellung kompensiert werden. Selbst wenn es gelingt, den Belichtungsmesser einer Kamera auf die Spannung einer neuen Alkalibatterie zu justieren, wird die Abweichung von der korrekten Messung mit zunehmender Batterieentladung immer größer. Problematisch ist hierbei vor allem, dass man nicht erkennen kann, wieviel gerade kompensiert werden müsste. Alkalibatterien sind nur in von vornherein dafür ausgelegten Kameras sinnvoll einzusetzen.
Lösungsmöglichkeiten:
Zur Lösung gibt es mehrere Möglichkeiten, die alle ihre Vor- und Nachteile haben:
- Neukalibrierung des Belichtungsmessers auf die Verwendung von Silberoxid-Batterien mit einer Spannung von 1,55 V
- Spannungsabsenkung der Silberoxidbatterien auf 1,35 V mit Hilfe einer Diode - entweder in der Kamera eingebaut oder über Batterieadapter
- Verwendung von Zink-Luft-Batterien oder sogenannten Wein-Cells
- Anpassung der eingestellten Filmempfindlichkeit
Eine Neukalibrierung des Belichtungsmessers auf die Verwendung von 1,55 V Silberoxidbatterien ist die sicherste und für den Gebrauch einfachste Lösung. Danach können die Silberoxidbatterien anstelle der Quecksilberoxidbatterien ohne Einschränkung verwendet werden. Diese Kalibrierung kann aber in den meisten Fällen nur ein versierter Fachmann mit entsprechender Ausrüstung vornehmen, die Kamera muss dazu in die Werkstatt gebracht werden. Dadurch ist diese Lösung relativ teuer. Leider ist sie nicht bei allen Kameras möglich, zum Teil lassen sich die Belichtungsmesser gar nicht im erforderlichen Umfang justieren. Wenn es geht und wenn man das Geld ausgeben möchte, ist die Neukalibrierung eine gute Lösung.
Die Spannungsabsenkung per Diode ist ebenfalls eine recht zuverlässig arbeitende Methode, die gute Belichtungsergebnisse bringt. Hierzu wird der Spannungsabfall an einer Diode zur Reduzierung der Versorgungsspannung von 1,55 V (Silberoxidbatterie) auf den gewünschten Wert von ca. 1,35 V benutzt. Versierte Bastler ohne Angst vor dem Lötkolben können das oft selbst machen, ansonsten ist auch das ein Fall für die Werkstatt. Als Ersatz Für einige Batterietypen wie z. B. PX625, können Adapter fertig gekauft werden (C.R.I.S. oder Gossen), teilweise kann man sie auch aus einer alten Alkalibatterie selbst zusammenbauen (günstig aber arbeitsaufwendig; wegen des Giftes auf keinen Fall eine Quecksilberbatterie öffnen!). Die Verwendung von Adaptern hat den Vorteil, dass die Kamera selbst dazu nicht geändert werden muss, was besonders für Sammler interessant sein dürfte. Außerdem ist diese Methode einfach im Gebrauch und für mehrere Kameras mit demselben Batterietyp oft günstiger, da man nur einen Satz Adapter für mehrere Kameras benötigt, solange man sie nicht gleichzeitig benutzen will. Beim Einbau in die Kamera werden die Dioden einfach in das Kabel zum Batteriefach eingelötet.
Frans de Gruijter hat einen sehr guten und ausführlichen Artikel über das Quecksilberoxidbatterie-Problem veröffentlicht, der technisch sehr ins Detail geht, aber leider noch nicht auf Deutsch zur Verfügung steht. Darin enthalten ist auch eine hervorragende Bauanleitung für einen Batterieadapter als Ersatz für die PX625-Batterien. Der Artikel ist hier mit freundlicher Genehmigung des Autors als .pdf-Datei herunterzuladen. Falls gewünscht, kann man von Frans de Gruijter auch fertige Adapter oder die für den Eigenbau benötigten Teile beziehen. Die dort angegebenen Diodentypen können auch zum festen Einbau in die Kamera verwendet werden, falls ein Adapter aus Platzgründen nicht geht (wie bei Batterien vom Typ PX675).
Englische Sprachversion des Artikels von Frans de Gruijter (.pdf, 575 KB)
Niederländische Sprachversion des Artikels von Frans de Gruijter (.pdf, 546 KB)
Weitere Links zu Informationen und Bezugsquellen für Adapter und Dioden gibt es weiter unten auf der Seite.
Die Verwendung von Zink-Luft-Batterien hat die im Abschnitt Batterietypen beschriebenen Vor- und Nachteile - man muss an der Kamera nichts ändern, aber sehr häufig die Batterien wechseln. Besonders wenn die Kameras über längere Zeit nicht benutzt werden, wird das auch eine teure Lösung, da die Batterien auch bei Nichtbenutzung innerhalb von wenigen Monaten unbrauchbar werden. Die Wein Cells halten länger, sind aber sehr viel teurer als normale Zink-Luft-Batterien - Ich empfehle dann eher die Verwendung der billigen Hörgerätebatterien. Angeblich soll es bei einigen Kameras, deren Batteriefächer relativ luftdicht abgeschlossen sind, Probleme geben, weil die Batterien nicht genügend Luft bekommen, um ordentlich zu funktionieren. Ich kann das jedoch nicht aus eigener Erfahrung bestätigen.
Eine sehr einfache und billige Möglichkeit ist das Verstellen Filmempfindlichkeit, um die abweichenden Messwerte durch die unterschiedliche Spannung der Silberoxidbatterien auszugleichen. Um hier zu guten Werten zu kommen, ist aber umfangreiches Testen mit dem entsprechenden Filmmaterial notwendig und ich bin mir nicht sicher, ob die Abweichung über den gesamten Messbereich konstant ist, die gefundene Einstellung also unter allen Lichtverhältnissen zu befriedigenden Ergebnissen führt. Für Negativfilm mit seinem großen Belichtungsspielraum kann man sich sicher so behelfen, für Dias, die eine sehr genaue Belichtung erfordern, halte ich das für keine gute Lösung. Außerdem werden die verwendbaren Filmempfindlichkeiten eingeschränkt, da die Skala der Kamera gegenüber der tatsächlichen Empfindlichkeit verschoben ist.
Ich selbst habe mit der Diodenlösung sehr gute Erfahrungen gemacht und kann sie aus meiner Sicht uneingeschränkt empfehlen.
Links zu Adapterbezugsquellen und Informationen über Dioden
Frans de Gruijter (NL) bietet fertige Batterieadapter und Bausätze für den Eigenbau von Batterieadaptern zur Verwendung von Silberoxidbatterien anstelle der Quecksilberoxidbatterien an. Keine eigene Webseite, Kontakt über E-Mail. Die E-Mail-Adresse finden Sie in der pdf-Datei.
C.R.I.S. Camera Service (USA) bietet eine Reihe fertiger Adapter für die Verwendung von Silberoxidbatterien anstelle der Quecksilberoxidbatterien an.
Gossen bietet einen Adapter für seinen Belichtungsmesser Lunasix 3S an, der auch in einigen Kameras eingesetzt werden kann. Dieser Adapter ist als Ersatz für zwei Batterien vom Typ PX625 gedacht und kann nur in Kameras eingesetzt werden, die zwei PX625-Batterien übereinander einsetzen. Erhältlich im Fotofachhandel.
Rolleicamera.com bietet den C.R.I.S. Adapter in Europa an.